Ein vielfältiger und arbeitsreicher Sommer 2022 liegt hinter uns. Es ist nun insgesamt bereits der achte Sommer in dem wir tätig sind. Anhand der Aufzählung und einzelner Beiträge kann man sich einen guten Überblick verschaffen. Hier vorweg noch ein paar „Hardfacts“
65 Hektar artenreiche und ökologisch höchst wertvolle Magerwiesen werden mittlerweile von den Bergwiesn-Mitgliedern gemäht, geheut und verwertet
25 Hektar Naturschutzflächen werden mit extensiven Nutztierrassen beweidet
7 Hektar an aufgeforsteten, ehemaligen Magerwiesen wurden allein im Winter 2021/22 wieder gerodet/geschwendet und sind dabei durch verschiedene Erstpflegemaßnahmen wieder in artenreiche und ökologisch wertvolle Blumenwiesen zurückgebracht zu werden
113 Einzelflächen werden von uns betreut
Über 16.500 kg wertvolles Magerwiesenheu konnte für eine sinnvolle Weiterverwertung gewonnen werden.
…All das waren die Hauptaktivitäten im Frühjahr und Sommer 2019. Dies hier in einem Text zu beschreiben würde den Rahmen sprengen. Deshalb einfach auf den Link klicken und den Bericht lesen oder die Bilder hier ansehen.
Über Bergwiesn, Biodiversität und Butterkekse
Im Frühjahr 2019 war ich auf der Suche nach einer Praktikumsstelle für den Sommer. Da ich bereits einige Zeit im Büro arbeiten sollte, wollte ich etwas anderes machen. Etwas, wovon ich mit Begeisterung erzählen kann und das mich selbst herausfordert. Als ich dann über die Anzeige des Verein Bergwiesn stolperte, war mir klar: „Das ist es“.
Ich traf mich kurzerhand mit Christian Hatzenbichler und stellte mich ihm vor: Lena Oberdorfer, 23, aus Kärnten stammend und immer bereit für neue Abenteuer. Derzeit studiere ich im Bachelor Umwelt- und Bioressourcenmanagement an der Universität für Bodenkultur. All das, was ich in meinem Studium an Theorie über Artenschutz und Biodiversität lernte, wollte ich nun in der Praxis sehen. Er schien begeistert, ich ebenso und somit war klar, dass ich ab August in Molln helfen sollte. Die Idee einen Monat lang Bergwiesn zu mähen und zu heuen erschien mir wie ein wildromantischer Heimatfilm. Meine Familie schüttelte den Kopf: „Lena, des is so a zache Orbeit. Des is goa nit so schen, wie du da des vuastellst!“
Doch ich lies mich nicht irritieren und so kam mein erster Arbeitstag in Molln. Gemeinsam mit zwei weiteren Neuanfänglingen führte uns Christian in die Arbeit des Vereins ein: Erhaltung der Kulturlandschaft, Bewusstseinsschaffung, Biodiversitätserhaltung… Gut, aber was heißt das konkret? Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten und so standen wir schon vor der ersten Wiese, die bereits in den Tagen zuvor gemäht wurde. Also: Gabeln in die Hand, Futter hinunter bringen und schön verteilen, sodass Luft hinzukommt und alles trocknen kann. Die Handgriffe wurden schnell erlernt, die Sonne schien und die Arbeit in der Gruppe machte Freude. Der erste Tag war vorbei. Wir waren eingedeckt in Heu, die Füße schmerzten ein wenig und die Müdigkeit war uns anzusehen- aber wir waren alle zufrieden. So sollte es bleiben.
Es folgten vier Wochen voller harter Arbeit. Mit der Sense mähen, alles hinunter heuen, den Berg rauf, den Berg runter, wieder rauf, weil man oben einen Rechen vergessen hatte… Manchmal lernt man auf die harte Tour. Doch das unheimlich breite und vernetzte Wissen von Christian und den anderen Vereinsmitgliedern, das nebenher in kleinen Geschichten vermittelt wurde, blieb hängen. Wie sollte es auch anders sein, wenn jemand mit so viel Begeisterung von Bergwiesn spricht, wie Christian oder Eva.
Tja, und welcher war denn nun der beste Tag? Das schönste Erlebnis? Ich weiß es nicht. Es war die Summe der kleinen Dinge. Zwischenzeitlich kurz stehen zu bleiben und das Panorama zu genießen oder die bereits getane Arbeit zu bewundern und einfach zufrieden zu sein. Oder wenn es so heiß war, dass man am Verzweifeln war, doch plötzlich jemand anfing zu singen und die anderen in das Lied eingestiegen sind. Die Anekdoten von Christian, die sowohl zum Nachdenken, als auch zum Lachen waren. Vielleicht waren es auch die Butterkekse mit Schokocreme, die nach jeder Mittagspause verschlungen wurden, um die Motivation wieder zu steigern. Was von all diesen Dingen schlussendlich ausschlaggebend war, dass ich nicht nach der ersten Woche aufgegeben habe, kann ich nicht sagen. Aber die Zeit in Molln war eine wirklich einzigartige.
Mein Name ist Michael Maderthaner und ich komme aus dem Mostviertel. In meiner Freizeit bin ich sehr gerne draußen unterwegs und schaue mir die uns umgebende Fauna und Flora mit großem Interesse genauer an. Erst kürzlich habe ich mein Studium, Umwelt- und Bioressourcenmanagement an der BOKU in Wien, abgeschlossen.
Im Laufe meines Bildungsweges habe ich viel theoretisches Wissen zum Naturschutz angesammelt, weshalb nun ein Blick auf die praktische Seite zwingend notwendig war. Deshalb war ein Praktikum beim Verein Bergwiesn ideal für mich.
Welche Arbeit dabei genau anstand richtete sich stark nach dem Wetter und wurde dementsprechend spontan angepasst. Das Mähen mit Balkenmäher und Sense, in teilweise äußerst steilem Gelände, war eine besondere Erfahrung. Außerdem war die Zusammenarbeit im Team, bei dem auch der Spaß nicht zu kurz kam, beim Heuen mit Rechen, Gabel und Heugebläse besonders wichtig. Aber auch das Schwenden von Flächen, welche schon länger außer Nutzung stehen, stand immer wieder an. Eine der schönsten Erfahrungen war, als wir auf einer Wiese, die bereits länger wieder extensiv bewirtschaftet wird, mein Lieblingsinsekt – die Rotflügelige Schnarrschrecke – entdeckten. Diese auffällige Art kommt vor allem auf mageren, extensiv-genutzten Wiesen vor, wodurch sich die Effektivität der Bewirtschaftung direkt abzeichnete.
Auch wenn die Arbeit teilweise anstrengend war, und es in manchen der steileren Wiesen nicht so einfach ist Halt zu finden, genügte stets ein Blick in auf die umgebenden Berge um wieder Motivation zu finden, da sich hier ein herrliches Panorama auftat. Äußerst angenehm waren auch die Pausen, in denen man sich Zeit nehmen konnte um die Natur auf sich wirken zu lassen und zu genießen dass man zwar einer körperlich anstrengenden aber äußerst sinnvollen Arbeit nachgeht. Denn damit einher geht auch das Wissen darum unsere wertvolle und artenreiche Kulturlandschaft zu erhalten – etwas das gerade in der heutigen Zeit von besonderer Bedeutung ist.