Der Begriff Naturschutz wird unserer persönlichen Erfahrung nach in ländlichen Regionen oftmals eher negativ betrachtet. Menschen, die sich wie wir für den Naturschutz bewusst einsetzen, werden meist nicht wirklich ernst genommen und Argumentationen zugunsten des Erhaltens von Flora und Fauna eher als Spinnerei abgetan.
Doch was heißt Naturschutz eigentlich einfach gesagt? Naturschutz bedeutet für uns ein Leben in und mit der den eigenen Lebensraum umgebenden Natur. Und ein Miteinander bedeutet immer ein Rücksicht nehmen auf den Anderen. Wir Menschen sind Teil dieser Natur, je nach Lebensraum und eigener Lebensweise mehr oder weniger intensiv.
Und wenn wir hier in Molln/Steyrtal/Oberösterreich/Österreich von Lebensraum sprechen, so sollte uns mehr und mehr bewusst werden, dass wir das große Geschenk einer auf den ersten Blick intakten, vielfältigen Natur direkt vor der Haustüre haben. Leider entspricht ein „genaues darauf Hinschauen“ nicht dem heutigen Zeitgeist. Dabei hört man immer öfter, dass sich mehr und mehr Menschen in dieser schneller werdenden Zeit, in der sofortige Ergebnisse, messbarer Nutzen und Gewinnmaximierung als zu erstrebende Ziele gelten, nicht mehr zurechtfinden oder überfordert werden. Wen wundert das? Sind wir doch als Lebewesen dieser Welt auch in einer stetigen Entwicklung und Evolution. Doch die natürliche Entwicklung kann mit diesem extrem rasanten technischen Fortschritt nicht mithalten. Gelinde gesagt werden wir mehr und mehr „natürlich“ überfordert.
Was hat das mit Naturschutz zu tun? Für uns zweierlei. Die Natur hat nach wie vor ihr eigenes Tempo, die Jahreszeiten und die Vegetationszeiten geben hier die Geschwindigkeit vor. Das bedeutet, dass die Beschäftigung oder die intensive Wahrnehmung der natürlichen Vorgänge eine gewisse Entschleunigung beim Menschen bewirken kann. Quasi eine Art Naturschutz dem Menschen gegenüber. Und eine Beschäftigung/Wahrnehmung der Natur hat fast immer naturschützenden Charakter der Natur gegenüber, denn sich mit etwas freiwillig beschäftigen setzt eine grundlegende Wertschätzung voraus. Die kontinuierliche Beschäftigung in und mit der Natur ist somit die Grundlage des Schutzes. Und wertschätzt man etwas, so möchte man das auch erhalten, ja fördern.
Das die Mähflächen des Vereins Bergwiesn allesamt zu den stark gefährdeten Lebensräumen der Mäh-Halbtrockenrasen gehören, zeigt schon der Blick auf die Lage und Bewirtschaftungsgeschichte dieser Flächen. Detaillierte Informationen zu dieser Vegetationsform finden Sie hier https://www.zobodat.at/pdf/OEKO_1997_2_3_0020-0032.pdf , https://www.bluehendesoesterreich.at/wissenswertes/artikel/maeh-halbtrockenrasen/ , http://www.spektrum.de/lexikon/biologie/magerwiese/40616
Wenn wir auf unsere Flächen schauen und nach zwei Jahren der wiederaufgenommenen Mahd oder nach den durchgeführten Schwendemaßnahmen schon wesentliche Veränderungen in der Pflanzenstruktur erkennen, so erfüllt dies mit Stolz und Genugtuung , seinen Teil für die Steigerung der Artenvielfalt und Attraktivierung von Lebensräumen beigetragen zu haben. Man schärft den Blick für die kleinen Wunder der Natur, erfreut sich an der zunehmenden Blütenvielfalt, dem Wiederauftauchen gefährdeter oder vom Aussterben bedrohter Pflanzen. Und das Ganze geht bei unserer Tätigkeit eigentlich ganz automatisch. Und somit ist neben unserem Ziel, der Kulturlandschaftserhaltung eben auch der Naturschutz ganz selbstverständlich und völlig Bewusst Teil unserer Betätigung. Eine Win-win-Situation für alle.